»Das Artefakt« von Andreas Brandhorst
Heyne Verlag, ISBN-13 978-3-453-52865-9
Wie so oft wird der Klappentext dieses Buches mit seinen wenigen Sätzen dem Roman nicht gerecht. Denn der Autor Andreas Brandhorst greift sich den Leser bereits auf der ersten Seite und wirft ihn in eine ferne Zukunft:
Vor viertausend Jahren sind die Menschen aufgebrochen, um den Weltraum zu besiedeln und damit auch zu erobern. Die Technologie unterscheidet sich deutlich von den Gerätschaften, die wir in der heutigen Zeit kennen. Überlichtschnelle Raumfahrt ist eine alltägliche Realität.
Doch auch die Menschen selbst haben sich verändert. Genetische Anpassungen haben vielfältige Auswirkungen auf Gestalt und Psyche gehabt. Wir treffen auf optimierte Menschen mit Nano-Maschinen im Körper, die nach einem Tod in einer Retorte wieder auferstehen können.
Diese Menschheit stand einst vor dem nächsten großen Schritt ihrer Entwicklung: Der Aufnahme in den Kreis der Hohen Mächte und damit Zugriff auf weitere ungeahnte technologische Möglichkeiten. Doch die Hybris des Menschen verursachte eine Zerstörung ungeahnten Ausmaßes. Sie begannen einen Krieg und konnten sich und viele Planeten nicht retten. Nur durch den Einsatz der Hohen Mächte selbst wurde eine völlige Katastrophe verhindert.
Die Menschen bekamen daraufhin 600 Jahre Zeit, um zu beweisen, dass sie dennoch das Privileg der nächsten Stufe verdienen. Kurz vor Ablauf dieser Frist aktiviert sich auf dem Planeten Heraklon ein Artefakt, das diese Welt zu verschlingen droht. Heraklon wird zum Mittelpunkt kosmischer Ereignisse, und der Mensch Rahil ist als diplomatischer Beauftragter mittendrin. Er ist ein wiedererweckter Klon, dem jedoch die Erinnerungen unmittelbar vor seinem letzten Tod auf Heraklon fehlen. Er ist zwar mit allen erdenklichen Vollmachten ausgestattet, aber eigentlich nur der Spielball anderer.
Andreas Brandhorst schreibt eine große Space-Opera. Mit diesem Roman erschafft er schon auf den ersten wenigen Seiten ein eigenes schillerndes Universum, das den Leser einfach nur in den Bann ziehen kann. Und in diesem Universum spielt dazu noch eine spannende Geschichte mit vielen unterschiedlichen Facetten. Der Roman bleibt dabei aber immer sehr gute Science Fiction, die nie Gefahr läuft, in das Metaphysische abzugleiten.
Andreas Brandhorst hat damit ein Werk geschaffen, das es zu Recht verdient hat, den Deutschen Science Fiction Preis 2013 in der Kategorie „Bester deutschsprachiger Roman“ zu erhalten.
Ralf Boldt
– für das Preiskomitee –
im Oktober 2013